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darf ich nicht ein wenig herauskommen? Ich habe so arg Hunger! seit gestern habe ich nichts mehr gegeßen und heut so viel spielen müßen!“ Ja, da erlaubte es ihm die Prinzessin, daß er heraussteigen und mit ihr eßen durfte. Und wie sie ihn nun recht betrachtete und sich mit ihm unterhielt, da gefiel er ihr recht gut und immer beßer, also, daß sie es gern geschehen ließ, als er zu guter letzt sie in den Arm nahm und recht tüchtig abküßte. Und wie sie nun zu Bett gieng und der lustige Ferdinand ihr klagte, wie ihm der Rücken gar so weh thäte, weil er in dem Hirschbauche immer krumm liegen müße und wie ganz erbärmlich er in der letzten Nacht habe frieren müßen, da ließ die Prinzessin ihn mit unter ihre Bettdecke schlüpfen und beide hatten sich dann recht herzlich lieb und versprachen sich, daß sie nicht von einander laßen, sondern immer so beisammen bleiben wollten.

So gieng das nun vier oder fünf Monate lang fort und die beiden waren überaus glücklich. Den lustigen Ferdinand sah man nirgends, und der König meinte, er werde wohl wieder auf Reisen sein. Da wurde plötzlich die Prinzessin bleich und krank, so daß der König ihr seinen Leibarzt schickte, der sie untersuchen und ihr was verordnen sollte. Der Doktor aber schüttelte den Kopf, gieng zum König und sprach: „der Prinzessin kann ich nicht helfen; die wird in einigen Monaten, wenn sie ein kleines Kind bekommen hat, von selbst schon wieder wohl werden.“ Darüber ward der König so ungehalten und aufgebracht, daß er den Arzt in’s Gefängnis werfen ließ. Dann schickte er einen andern Doktor zu der Prinzessin; der sagte aber dasselbe wie der

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)