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ließ er sich das nicht verdrießen; er blieb immer der lustige Ferdinand; so nannten ihn nämlich seine Kameraden.

Als er nun eines Tages vor der Thür des Königs die Wache hatte und sich das schöne Schloß mit seinen Kostbarkeiten recht betrachtete und all die vornehmen Herrn sah, die da aus und eingiengen und dem König zu Diensten waren: da dachte er, so ein König hat es doch gut; der hat Geld genug und für Geld kann man ja Alles haben in der Welt. Hätt’ ich nur Geld, ich wüßte wohl was ich thäte.

Wie dem lustigen Ferdinand diese Gedanken so im Kopfe herum giengen und er Niemand hatte, dem er sie hätte mittheilen können, so nahm er ein Stück Kreide und schrieb an die Thür, die zum Zimmer des Königs führte:

Das Geld
Bezwingt die ganze Welt.

Als später der König ausgieng und diese Worte las, ließ er eine strenge Untersuchung anstellen, wer das geschrieben. Da gestand es der lustige Ferdinand sogleich ein, und weil der König ein guter gnädiger Herr war, ließ er ihn selbst vor sich kommen und stellte ihn darüber zur Rede, verzieh es aber dem Soldaten leicht, weil dieser sagte: er habe das nur so hingeschrieben, weil er auf dem Posten nicht habe reden dürfen und doch den Gedanken nicht habe los werden können. Dann aber wollte der König ihm beweisen, daß jener Gedanke unrichtig sei. Allein der lustige Ferdinand wußte den König immer zu widerlegen und sagte endlich sogar: „Herr König, wenn ich nur Geld genug hätte, so wollte ich Alles erreichen, es möchte sein, was es wollte;

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)