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53. Simson, thu dich auf!

Es waren einmal sieben Räuber, die wohnten in einem Berge und bei ihnen war auch ein verwünschter Prinz, der mußte die niedrigste Arbeit thun, mußte Holz tragen und Kohlen holen und Feuer anmachen und Alles, was sonst die Küchenmagd thut, und wurde von den Räubern „Hans Dunsele“ genannt. Da brachten die Räuber eines Tags auch eine Prinzessin, die sie gestohlen hatten, in den Berg. Wie die nun einmal stille in einem Winkel saß, hörte sie, wie der verwünschte Prinz bei seiner Arbeit so für sich hinsang:

Daß das die Königin nicht weiß,
Daß ich Hans Dunsele heiß’!

Darauf gieng sie zu ihm hin und redete ihn an und Beide erzählten sich dann, wie sie in den Berg gekommen waren und konnten gar nicht begreifen, wie es die Räuber nur anfangen mochten, daß sie in den Berg herein und wieder hinauskamen; wenn sie aber draußen waren, so schloß der Berg sich jedesmal wieder zu.

Einmal aber, als die Räuber fort wollten, versteckte sich die Prinzessin und hörte, wie der eine rief: „Simson, thu’ dich auf!“ Da öffnete sich der ganze Berg und sie giengen hinaus und alsbald schloß er sich wieder. Das erzählte sie sogleich dem Prinzen und nun verabredeten sich beide, daß sie mit einander fliehen wollten, und als sie Alles zugerichtet hatten und die Räuber eines Tages nicht da waren, so sprach die Prinzessin: „Simson, thu’ Dich auf!“

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)