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Da währte es nicht lange, da kamen die zwölf Teufel, deckten einen Tisch und trugen Eßen und Trinken auf, und quälten den fremden Mann, daß er miteßen solle. Als dieser aber Alles abwies, sprachen sie: „so wollen wir ihn nur verbrennen!“ und fiengen an, viel Holz herbeizutragen und einen Scheiterhaufen zu errichten; allein ehe sie damit fertig wurden, schlug es Zwölf. Da zogen sie ab, rasselten und wetterten aber dabei so gewaltig, daß man hätte glauben sollen, das Haus werde zusammenstürzen. – Darauf trat wieder der erste Geist herein, kam aber dießmal durch die Thür und führte den Fremden stillschweigend in den Keller und bot ihm Bickel und Schaufel an; die nahm er jedoch nicht, sondern sagte: „hast Du’s eingegraben, kannst’s auch wieder ausgraben!“ Darauf verschwand der Geist, der nun erlöst war; der Mann aber legte sich jetzt ruhig in’s Bett, und als am andern Morgen der Wirth kam, erzählte er ihm Alles, was er habe aushalten und thun und sagen müßen als ihn der Geist zuletzt noch in den Keller geführt. Darauf nahm der Wirth sogleich zwei Tagelöhner und ließ in dem Keller nachgraben; da fanden sie alsbald drei Kisten voll Gold und Silber, die der Wirth aus Dankbarkeit mit dem Fremden theilte. Seitdem wurde Niemand in dem Hause mehr umgebracht.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)