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fanden. Da kroch es heraus und gieng mit den Brüdern zu Tisch und aß und trank, und Alle waren recht vergnügt beisammen.

„Ach, sagte aber dann die Schwester, wenn ich Euch nur erlösen könnte, daß Ihr auch wieder Menschen würdet! Ist denn das ganz unmöglich?“ „Das wohl nicht, sagten die Brüder, aber schwer ist es, sehr schwer! Du müßtest sieben Jahre lang in den Wald gehen und kein Wort reden, dann würden wir erlöst sein und unsre Menschengestalt wieder bekommen.“ „O, rief die Schwester, wenn’s weiter nichts ist, so soll es schon gehen und ich will Euch gewiß erlösen.“ Darauf nahm sie Abschied von ihren Brüdern und begab sich tief in den Wald hinein.

Nachdem sie hier von Kräutern und Beeren eine Zeitlang ganz einsam gelebt hatte, begegnete ihr eines Tags ein Jäger, der redete sie an und fragte hin und her, bekam aber auf keine Frage eine Antwort. Das that ihm sehr leid; denn das Mädchen war sehr schön und gefiel ihm so gut, daß er sich ganz in sie verliebte und sie gar zu gern in seine Hütte geführt und geheirathet hätte; aber er wußte ja nicht, ob sie ihn auch nur verstand. Indes eh er fortgieng, konnte er es nicht unterlaßen, seinen Wunsch wenigstens auszusprechen und sie zu fragen: ob sie ihn nicht heirathen möge? Ja, da nickte sie, und nun nahm er sie vergnügt mit in sein Jägerhaus und hielt Hochzeit mit ihr.

Der Jäger aber hatte viel im Walde zu thun und war selten daheim; oft mußte er ganze Wochen lang abwesend sein und seine Frau allein laßen. – So war er auch

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)