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und erkannte, wollte er der erste sein, der es dem Herrn meldete und stürzte in der Eile die Treppe hinunter und brach ein Bein. Ein anderer Bedienter, der unten stand, wurde von dem Glanze der Diamanten so geblendet, daß er erblindete. Als nun das Küchenmädchen in diesem Schmucke zu dem Kranken kam, da erkannte er sogleich seine Braut und fühlte nichts mehr von seiner Krankheit. Die Braut aber sagte zu ihm: „Da ist nun das lumpige, schmutzige Ding, das Du vorher aus der Stube gewiesen hast, und das Dir die Suppe gekocht und den Ring, den Du ihm geschenkt, hineingeworfen hat. Habe ich nicht recht gehabt, als ich Dich warnte und Dir sagte, Du würdest mich nicht heirathen, wenn Du wüßtest, wer ich sei?“ Dann erzählte sie ihm Alles, was er je mit ihr gesprochen, zeigte ihm das Kleid, was sie auf dem ersten Balle getragen und das Taschentuch, das er ihr damals geschenkt hatte. – Da sah der junge Herr nun wohl, daß seine Frau eben das Küchenmädchen war und bat sie tausendmal um Verzeihung wegen der harten Worte, die er, ohne sie zu kennen, zu ihr gesprochen hatte, und betheuerte ihr noch einmal, daß er Niemand anders heirathen werde, als sie.

Er hat ihr auch Wort gehalten und hat sie zu seiner Frau genommen, obwohl seine Mutter es gar nicht zugeben wollte und sehr bös war, daß er so ein verlaufenes Küchenmädchen heirathete.

Als nun die junge Gräfin ihr erstes Kindlein kriegte, und das war eine Tochter, so nahm die alte Schwiegermutter sie ihr heimlich weg und warf sie in den See. Ebenso

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)