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So waren schon sieben Jahre hingegangen und die junge Gräfin war noch immer Dienstmagd und Küchenmädchen. Da gedachte der Sohn des Hauses sich zu verheirathen, und um sich die schönste Frau aussuchen zu können, veranstaltete er einen großen Ball, dazu wurden alle vornehmen Töchter aus der Umgegend eingeladen. Als die nun eines Abends in prächtigen Kleidern ankamen, da dachte die junge Gräfin: „es wäre doch schön, wenn ich auf den Ball könnte!“ Da fielen ihr plötzlich die drei Eier ein, und nachdem sie ihre Arbeit in der Küche gethan hatte, nahm sie Waßer, gieng auf ihr Zimmer und wusch sich und wünschte sich dann ein recht hübsches Ballkleid mit Allem, was dazu gehörte. Im Augenblick war Alles da. – Da zog sie es an und gieng in den Ballsaal, wo die Gäste schon versammelt waren und alle das schöne unbekannte Fräulein bewunderten. Auch dem Sohne vom Hause gefiel sie so gut, daß er sich den ganzen Abend am liebsten mit ihr unterhielt und sie bat, als sie fortgieng, ihm ihr Taschentuch zu schenken; das that sie gern, und er gab ihr dann zum Andenken das seinige. Dann schlich sie sich ganz heimlich auf ihre Schlafkammer und versteckte das prächtige Ballkleid und zog wieder ihr schlechtes Küchenkleid an. – Am folgenden Tage nun sprachen die übrigen Mägde viel von dem fremden schönen Fräulein, das dem Herrn so gut gefallen habe, und die eine vermuthete dieß, die andere das. Das Alles hörte die junge Gräfin aufmerksam mit an und war ganz still und vergnügt dabei.

Nach vier Wochen gab der junge Herr einen zweiten

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)