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die Gräfin Alles zur Taufe zugerichtet hatte, fehlte nur die Pathin noch. Man wartete und wartete; aber immer umsonst. Endlich gieng die Thür auf und die Waßerfrau trat herein mit einem großen weißen Schleier, der war aber halb naß. Sie hielt nun das Kind zur Taufe und legte ihm als Pathengeschenk ein Körbchen mit drei Eiern unter’s Kissen und sagte: diese Eier solle man ja recht sorgsam aufheben; die könnten dem Kinde einmal nützlich werden.

Nicht lange nachher, da starb die Gräfin. Die Frau, welche der Graf alsdann wieder heirathete, bekümmerte sich nicht viel um das Kind der frühern Frau, weil sie’s nicht recht leiden konnte, und übergab es deshalb einem Kindermädchen, das konnte mit ihm machen, was es wollte, und gieng oftmals mit ihm spazieren und ließ es dann ganz allein in der Nähe des See’s spielen. Da kam dann aber jedesmal die Waßerfrau und hütete es und unterhielt es und erzählte ihm allerlei hübsche Geschichten. – Da gedieh die junge Gräfin sehr wohl und war schon ziemlich erwachsen, als in einer Nacht das Schloß ihres Vaters abbrannte und er mit einem Male ein ganz armer Mann wurde. – In dieser Noth flüchtete sich die junge Gräfin mit ihrem Eierkörbchen, das sie gerettet hatte, zu ihrer Pathin im See und fragte diese um Rath, was sie jetzt anfangen sollte. Als die Waßerfrau sah, daß die junge Gräfin die drei Eier noch hatte, so sagte sie zu ihr: „Du bist noch reich genug; denn durch diese Eier werden Dir drei Wünsche, die Du thun darfst, gewährt, sie mögen so groß und so schwer sein, wie sie wollen. Indes mußt Du ja nicht leichtsinnig deine

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)