nichts davon, meinem Mann, sonst schlägt er mich zu Tod!“ „Seid nur ruhig, Frau!“ hat der Schneider da gesagt; „ich hab grad eine Elle Tuch zu Haus, die will ich holen.“ Da hat er die Elle wiedergebracht und der Frau heimlich verkauft, und hat dann ihrem Mann eine Weste daraus geschnitten, hat aber nur drei Viertel Ellen dazu gebraucht und das vierte Viertel wieder in seinen Sack geschoben, also, daß er in Wahrheit von einer einzigen Elle Tuch fünf Viertel Elle gestohlen hatte; und der Hans merkte nichts davon.
Es ist schon lange her, da war einmal eine Gräfin, die befand sich nicht wohl und gieng deshalb an einem See spazieren. Da hörte sie im See die Waßerfrau sprechen und redete sie an, worauf die Waßerfrau hervorkam und sich mit ihr unterhielt. Auch später sprachen sich die beiden noch öfters an diesem See und wurden so vertraut mit einander, daß die Waßerfrau ihr anbot, sie wolle als Pathin das Kind zur Taufe halten, das die Gräfin gerade damals zu bekommen hoffte. Dieß Versprechen nahm die Gräfin auch gern an, und als sie bald darauf wirklich eine kleine Tochter kriegte, so lud sie auf einen bestimmten Tag die Waßerfrau als Pathin ein. – Als der Tag da war und
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)