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und als das Mädchen zu der Stelle kam, bemerkte es daselbst einen Eingang und begab sich hinein. Da war sie in einer Höhle und fand dort das Schwein, indem es aus einer Spühlgelte fraß, und nachdem es sich satt gefreßen, wollte sie es hinaustreiben. Da rief aber eine Stimme dem Mädchen zu: „die Sau darf nicht wieder fort, sondern muß hier verzehrt werden; und Du darfst auch nicht mehr fort; denn Du bist dazu geboren, daß Du mich erlösen kannst. Deshalb mußt Du hier bleiben und mußt für mich kochen. Ich bin ein Kapuziner, bin schwarz und muß weiß werden, und wenn ich so einmal komme, dann bin ich erlöst. Es werden jeden Tag zwölf Männer in die Höhle kommen, die werden hier eßen, und wenn sie gegeßen haben, werden sie tanzen und alsdann wieder fortgehen. Du darfst aber nie ein Wort mit ihnen reden, sonst werden sie Dich umbringen. Wenn Du nun Alles so machst, wie ich Dir’s gesagt habe und meine Erlösung zu Stande bringst, dann sollst Du alle Schätze haben, die in dieser Höhle verborgen sind.“

Darauf that das Mädchen in Allem so, wie ihr der Kapuziner gesagt hatte, und versah seine Küche. Als sodann die zwölf Männer kamen, die halb weiß und halb schwarz gekleidet waren, sprachen sie sogleich zu dem Mädchen: „was machst Du da?“ Das Mädchen aber gab ihnen keine Antwort. Dann aßen sie und tanzten und giengen weiter.

Das dauerte so eine lange Zeit und oft dachte das Mädchen still für sich: „ach, wenn doch nur erst der Kapuziner im weißen Kleide erschiene, daß ich aus der Höhle

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)