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gieng über das Pech, und blieb stecken. Da lief der Kaufmann herzu; aber Eschenfidle ließ den einen Pantoffel stecken und gieng ohne ihn und ohne mit dem Kaufmann gesprochen zu haben, in die Kirche. Der Kaufmann aber konnte das wunderschöne Pantöffelchen nicht genug betrachten und nahm es mit nach Haus.

Als Eschenfidle dießmal aus der Kirche kam und zu dem Baume gieng und sprach:

Bäumlein, Bäumlein schüttle dich,
Zieh alles Gold und Silber an dich!

da wollte der Baum die goldenen Kleider nicht nehmen, weil etwas daran fehle. Da mußte Eschenfidle sie sich selbst ausziehen und legte sie zusammen und versteckte sie in seinem Bette.

Am andern Tage nun fragte der Kaufmann in dem ganzen Orte herum, ob nicht Jemand einen goldenen Pantoffel verloren habe, und gieng selbst von Haus zu Haus und sagte, daß diejenige seine Frau werden solle, für deren Fuß dieser schöne kleine Pantoffel passe. Da probirten ihn gar viele Mädchen an, kannst Dir denken! die alle gern den reichen Kaufmann geheirathet hätten; aber für alle war er zu klein. Ein Mädchen schnitt sich sogar die große Zehe vom Fuße herunter und meinte, sie müßte das Pantöffelchen mit Gewalt anbringen; aber es wollte immer doch nicht passen.

Da kam der Kaufmann auch zu der Mutter vom Eschenfidle mit seinem Pantoffel. Die Mutter sagte ihm, sie habe zwar zwei Töchter, aber die eine sei so häßlich, daß sie sie Niemand zeigen könne, und führte ihm bloß ihre Lieblingstochter

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)