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Karl, so nehme ich aber keine andere, als eine von den beiden Mädchen, die ich gekauft habe.“ „Nun, wie Du willst, sagte der Vater; ich glaube, daß es sehr ordentliche Mädchen sind, und wenn sie auch kein Geld haben, so magst Du doch immerhin eine von ihnen heirathen; ich habe nichts mehr dagegen.“

Da gieng Karl vergnügt heim und sagte den beiden Mädchen alles, was er mit dem Vater gesprochen hatte, worüber ihnen das rothe Blut schier in die Wangen schoß, daß sie wunderlieblich anzusehen waren. Karl sagte aber weiter: „Ich habe euch alle beide so lieb, daß ich nicht weiß, welcher von euch ich den Vorzug geben könnte; ich will deshalb das Loos befragen; das wird mir wohl anzeigen, welche von euch der Himmel mir zur Frau bestimmt hat.“ Die Mädchen waren damit zufrieden, und so zog Karl das Loos, und zog sich die älteste und schönste, die alsbald auch seine liebe Frau wurde.

Nachdem sie mehre Jahre glücklich mit einander gelebt hatten, las die Frau einmal in der Zeitung. Da wurde aus Italien geschrieben: der König habe bekannt machen laßen, daß wer seine beiden Töchter, die von Seeräubern geraubt worden, ihm wieder zuführen könnte, der sollte König von Italien werden. – Da dachte die Frau: es ist doch beßer, Königin von Italien zu sein, als eine Kaufmannsfrau; und als ihr Mann nach Hause kam, entdeckte sie ihm, wer sie und ihre Schwester eigentlich seien und bat ihn dann, daß er doch sein Hab und Gut verkaufen und sie nach Italien zu ihrem Vater zurückbringen und dort König

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)