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übergeben habe. So viel aber ist gewiß, daß die schöne junge Gräfin am Ende noch die Gemahlin des tapfern Schneiderleins geworden ist.


38. König Blaubart.

Dicht an einem großen Walde lebte ein alter Mann, der hatte drei Söhne und zwei Töchter; die saßen einstmals beisammen und dachten eben an nichts, als plötzlich ein prächtiger Wagen angefahren kam und vor ihrem Hause still hielt. Dann stieg ein vornehmer Herr aus dem Wagen, trat in das Haus und unterhielt sich mit dem Vater und seinen Töchtern, und weil ihm die eine, welche die jüngste war, überaus wohl gefiel, so bat er den Vater, daß er sie ihm zur Gemahlin geben möchte. – Dem Vater schien das eine sehr gute Heirath, und er hatte schon lange gewünscht, daß seine Töchter noch bei seinen Lebzeiten versorgt sein möchten. Allein die Tochter konnte sich nicht entschließen, ja zu sagen. Der fremde Ritter nämlich hatte einen ganz blauen Bart, und vor dem hatte sie ein Grauen und es ward ihr unheimlich zu Muth, so oft sie ihn ansah. – Sie gieng zu ihren Brüdern, die tapfere Ritter waren, und fragte diese um Rath. Die Brüder aber meinten, sie solle den Blaubart nur nehmen, und schenkten ihr ein Pfeiflein und sagten: „wenn Dir irgend ein Leid zugefügt werden sollte,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)