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auf die Erde und konnte von da aus Alles erkennen, was nur auf der Erde geschehen mochte. Da sah er alsbald einen Schneider am Fenster sitzen und der war eben im Begriff, ein kleines Knäuel Garn zu stehlen. Darüber ergrimmte der Schneider aber so sehr, daß er plötzlich ein Stuhlbein abbrach und das dem Schneider an den Kopf schleuderte. Als der liebe Gott zurückkam und den zerbrochenen Stuhl sah, fragte er den Schneider, wer das gethan habe? Darauf erzählte er die ganze Geschichte, die er gesehen hatte, sehr eifrig. Der liebe Gott aber sprach: „hätte ich also mit Dir verfahren, und jedesmal, wenn Du etwas gestohlen, Dir ein Stuhlbein an den Kopf werfen wollen, so würde hier gewiß kein einziges mehr zu finden sein.“ Dann mußte der Schneider wieder fort aus dem Himmel, und seither, sagt man, habe man nie wieder einen Schneider hinein gelaßen. Möchte wohl wißen, ob’s wahr ist.


36. Die Tochter des Armen und das schwarze Männlein.

Es war einmal ein armer Mann, der hatte sehr viele Kinder und nichts zu eßen für sie. Da wußte er sich endlich gar nicht mehr zu helfen, und nahm einen Strick und steckte ihn ein und sagte zu seinen Kindern: „ich will fort und sehn, daß ich euch Brod schaffe.“ In seinem Herzen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)