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haben könnte und sogleich den Verdacht schöpfte, daß ein Schneider mit in der Arche sein müße. Deshalb wurde das ganze Schiff sogleich durchsucht; und richtig, man fand auch den losen Schneider und warf ihn ohne Gnade sogleich aus dem Schiffe in’s Waßer. Da hätte er nun elendiglich versaufen müßen und dann wären wir noch heutiges Tages ohne Schneider und müßten unsre Kleider selbst machen, wenn nicht eine langbeinige Waßerspinne eben in der Nähe gewesen wäre; auf die setzte sich flink unser Schneider und ritt auf ihren Rücken so lang herum, bis die große Flut verlaufen und die Erde wieder trocken geworden war.


35. Der Schneider im Himmel.

Als der erste Schneider in den Himmel aufgenommen wurde, entstand dort eine große Freude, weil’s etwas gar Unerwartetes und Seltenes war, und der liebe Gott verordnete deshalb eine feierliche Prozession zu Ehren des Schneiders. Weil aber die Schneider ein merkwürdiges Völklein und ganz besonders hochmütig sind, so war’s auch unserm Schneider im Himmel viel zu gering, an dem Zuge Theil zu nehmen, und er blieb daheim und besah sich unterdessen den Himmel. Da kam er auch an den göttlichen Thron, stieg hinauf und setzte sich drauf, und bemerkte alsbald zur Seite ein Fenster, das öffnete er und schaute herab

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)