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ob er hier oder anderswo sein Leben laßen müße, und ließ sich getrost in das alte Schloß führen, legte sich zu Bett und schlief ein.

Als es aber eben zwölf schlug, hörte er im Nebenzimmer ein Geräusch, davon er aufwachte. Da sah er zwölf Ritter, die sich um einen Tisch herumsetzten und aus goldenen Bechern Wein tranken und Brot dazu aßen. Bald darauf kam auch Einer zu ihm an’s Bett heran und bot ihm gleichfalls Wein und Brot, was er aber stillschweigend ablehnte. Dann kam ein zweiter, ein dritter und so der Reihe nach elf Ritter, von denen er nichts annehmen wollte. Als endlich aber der zwölfte kam und ihm den goldenen Becher mit Wein anbot, nahm er ihn und sprach:

Ich trinke Jesu Christi Blut,
Das komme mir und euch zu gut!

Da verschwanden plötzlich die elf Ritter; nur der zwölfte blieb und sagte zu dem Reisenden: „Jetzt endlich sind wir Alle durch Dich erlöst worden.“ (Hätte er nämlich den Becher schon früher genommen, so würde die Erlösung nur die getroffen haben, die denselben ihm bereits angeboten.) „Dafür, sprach der Ritter weiter, sollst Du nun auch deinen Lohn erhalten!“ Dann führte er ihn durch viele Gänge und Treppen in einen tiefen Keller hinab, zeigte ihm eine große Kiste und gab ihm den Schlüßel dazu und verschwand. Weil der Mann aber die Kiste allein nicht tragen konnte, ließ er sie stehen und legte sich wieder in sein Bett und schlief bis zum Morgen. Da traten drei Männer zu ihm herein und das waren die Knechte des Wirthes, die dachten schon, sie

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)