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Stunden weit weg liege und ihm sagen, daß er binnen drei Stunden von dorther eine Flasche Waßer holen müße; das werde der Hans wohl bleiben laßen. – Der Rath gefiel dem Könige und er sprach zu Hansen: „Hör’ einmal, Du mußt mir vor der Hochzeit erst noch eine Flasche Waßer aus dem und dem Brunnen holen, und zwar binnen drei Stunden, von jetzt zehn Uhr an bis heut Mittag um eins; dann sollst Du Alles haben, was ich Dir versprochen.“

Darauf lief der Hans flink zu seinen Leuten, und der Läufer mußte die großen Stiefel anziehen und Hans fuhr ihn in seinem Schiffe über’s Waßer; dann lief der Mann in seinen Stiefeln zu dem Brunnen, schöpfte eine Flasche voll Waßer daraus und wollte sich auf den Rückweg begeben, dachte aber: „du hast noch Zeit, du sollst dich erst ein wenig ausruhen!“ und setzte sich unter einen Baum und schlief ein. – Nun wartete der Hans und wartete, und der Läufer wollte immer nicht kommen. Es hatte schon zwölf geschlagen; da sagte endlich Hans zu dem Langohr: „Ei, horch doch einmal hin, wo der Läufer wohl stecken mag!“ Das that er auch sogleich, legte sein Ohr an die Erde und sprach: „der ist bei dem Brunnen eingeschlafen, ich höre ihn dort schnarchen.“ Da nahm der Scharfschütz seine Büchse, lud einen Kieselstein hinein und schoß den dicht über den Kopf des Läufers hin, daß es sauste und pfiff. Davon wachte er sogleich auf und lief fort und kam mit seiner Flasche noch zu rechter Zeit an. Hans brachte sie sogleich dem König und verlangte nun die Tochter und das Reich. Da war Holland wieder in Noth; denn das hatte kein

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)