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29. Hans und die Königstochter.

Es war einmal ein reicher Müller und Wirthsmann, der hatte drei Söhne, die gedachte er in die Fremde zu schicken, damit sie in der Welt sich umsehen und etwas Tüchtiges lernen sollten; nur den dritten und jüngsten, welcher Hans hieß, den wollte er nicht mitfortlaßen, denn er meinte, der sei zu dumm, um etwas zu lernen und werde bloß sein Geld verschwenden. Allein Hans ließ dem Vater keine Ruhe, bis er ihm endlich auch die Erlaubniß ertheilte. Da bekam jeder der Brüder fünfzig Gulden Reisegeld und außerdem einen Rohrstock, und so zogen sie mit einander fort.

Als sie nun an den ersten Wegweiser kamen, beschloßen sie, sich zu trennen und jeder eine besondere Straße einzuschlagen, steckten aber ihre Reisestöcke an den Wegweiser, bis sie heimkehren würden, auf daß dann ein jeder, sobald er nur zu dem Wegweiser käme, sogleich erkennen könnte, wer von ihnen zurückgekehrt sei. Und darauf zog der eine zur Rechten, der andre zur Linken und der Hans gieng grad aus.

Nachdem Hans nun einige Tage lang auf seiner Straße fortgewandert war, fieng es an zu regnen und wollte gar nicht wieder aufhören; deshalb setzte er sich in ein Wirthshaus, aß und trank, was er mochte, und weil er endlich lange Weile kriegte, so spielte er und verspielte alsbald all sein Reisegeld. Da wußte er sich nicht mehr zu helfen und wanderte traurig weiter und kam gegen Abend vor ein Schloß, schaute hinauf und dachte: „vielleicht behält man dich hier über Nacht“ und gieng hinein. Der Edelmann

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)