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das Fläschlein betrogen!“ Da zeigte der Edelmann den Schrank, in welchem das Fläschlein lag, worauf es der Müller nahm und damit fortgieng; die vier Ritter aber ließ er so lange schlagen, bis daß der Edelmann todt und das ganze Schloß nur noch ein Steinhaufen war; dann sprach er: „Fläschlein, du hast deine Pflicht gethan!“ und sogleich wurden die Ritter ganz klein und krochen wieder in das Fläschlein.

Nun war der Müller sehr vergnügt, daß er auch das erste Fläschlein wieder bekommen hatte und sprach täglich zu ihm: „Fläschlein, thu deine Pflicht!“ Dann stand sogleich der ganze Tisch voll goldener Schüßeln, die mit den köstlichsten Speisen gefüllt waren; die ließ er sich schmecken und wurde ein so reicher Mann, daß es nicht zu sagen ist. – Darauf baute er das alte Schloß zu Hohenheim, und weil er meinte, daß er Schätze genug habe, so legte er das Fläschlein in den Grundstein und vermauerte es; das zweite aber, worin die vier Ritter waren, das behielt er zur Abwehr gegen Feinde und Diebe.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)