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und bitten, daß er ihm etwas leihen möchte; und als er im Walde ganz allein dahin wanderte, wurde sein Herz bewegt und er kniete nieder und betete zu Gott, daß er ihm doch helfen möge. Und während er noch betete, kam ein schwarzer Mann daher, der fragte den Müller, was er sich denn wünsche? Da erzählte er, wie es ihm gegangen war und wie der Edelmann ihn so arglistig betrogen und ihn in’s Elend gebracht hatte. Darauf gab der fremde Mann dem Müller ein kleines Fläschlein und sprach: „da nimm das Fläschlein! Das ist aber kein solches, wie das erste, sondern es soll Dir nur helfen, daß Du jenes wieder erhältst. Sobald Du sprichst: Fläschlein, thu deine Pflicht! so kommen vier Ritter heraus und zerschlagen Alles, was sie außer Dir finden, und hören nicht eher auf, als bis Du sagst: Fläschlein, du hast deine Pflicht gethan!“

Da gieng der Müller zu dem Edelmann und sagte: er habe wieder ein solches Fläschlein, und als er es dem Edelmann gezeigt, ließ dieser schnell Eßen und Trinken auftragen und bewirthete den Müller auf’s Beste, denn er gedachte ihm auch das zweite Fläschlein abzulocken. – Nachdem aber der Müller gegeßen und getrunken hatte und der Edelmann wiederum von dem Fläschlein zu reden anfieng, da zog er’s hervor und sprach: „Fläschlein, thu deine Pflicht!“ Und alsbald stiegen vier Ritter daraus hervor und hieben wetterlich auf den Edelmann los, also, daß er ganz erbärmlich zu schreien anfieng und den Müller um Gottes willen bat, er möchte ihn doch verschonen. „Hast meiner auch nicht geschont!“ rief der Müller, „und mich noch dazu um

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)