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da grad ein halbes Dutzend ganz neue für meinen ältesten Sohn machen laßen, die passen auch für meinen Mann selig; ach, wenn Ihr die mitnehmen wolltet!“ „Recht gern!“ sprach er. „Und diese dreihundert Gulden auch!“ „Auch die,“ sprach er, „kann ich schon noch tragen.“ „Ach Gott,“ sprach sie weiter, „und da hab ich noch einen halben Schinken und ein paar Würste, die hat er immer so gern gegeßen!“ Auch die nahm der Fremde noch in Empfang und trat unter tausend Danksagungen seine Weiterreise an.

Als der älteste Sohn der Wirthin nach Hause kam und von der Mutter erfuhr, was vorgefallen war, sattelte er schnell ein Pferd und jagte dem Himmelsboten nach. – Der hatte sich indes wohlgemuth in’s Freie begeben und gerade beim Eingang des Waldes hingesetzt, als er den Reiter dahersprengen sah und Unrath vermerkte. Sogleich setzte er seinen Hut auf die Erde und that, als ob er ihn eifrig bewache. – Wie der Reiter nahe kam, hielt er an und fragte den Wanderer, ob er der Mann sei, der in den Himmel reise? „Freilich,“ sagte er, „der bin ich.“ „Nun,“ rief er, „so gebt nur sogleich das Geld heraus, das ihr meinem Vater bringen solltet!“ „Wie Ihr wollt,“ sprach der Reisende, „mir kann es einerlei sein; wenn Ihr’s Eurem Vater nicht gönnt, so brauch ich’s nicht zu tragen. Nur müßt Ihr ein wenig warten. Ich hab da grad unterm Hut einen sehr seltenen und kostbaren Vogel sitzen, den ich hier gefangen, der ist wenigstens dreihundert Gulden werth, und hab einen Mann in die Stadt geschickt, daß er mir einen Käfig holen soll. Diesem Manne hab ich, weil er nichts

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)