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sehr traurig und verlangte die Unterschrift zurück; aber der Jäger lachte und machte daß er fortkam.

Seit der Zeit hatte der Bauer keine ruhige Stund’ mehr in seinem Hause; er seufzte und weinte, mochte weder eßen noch trinken und konnte bei Nacht kein Auge zuthun. Da drang seine Frau so lange in ihn, bis er ihr endlich Alles gestand und sagte, daß er das Kind, das sie bekommen werde, dem Teufel versprochen und verschrieben habe.

Da betete die Frau bei Tag und Nacht und weinte und jammerte; und als die Zeit nahe kam, wo sie ihr Kind gebären sollte, gieng sie zu einem geistlichen Herrn ins Kloster und klagte dem ihre Noth. Da behielt der Geistliche die Frau im Kloster und tröstete sie; und als sie hier einen Sohn geboren hatte, weihte sie ihn dem Dienste Gottes und seiner Kirche und ließ ihn zurück in dem Kloster.

Hier wurde der Knabe nun früh zu allem Guten angehalten, und war so fromm und brav, daß der Böse keine Gewalt über ihn hatte. Als er fünf Jahre alt war, lehrte man ihn ein Gebet, das mußte er alle Tage in der Kapelle der heiligen Jungfrau hersagen; und als er eben sein zehntes Jahr erreicht hatte, erschien ihm Maria und sprach zu ihm: „in zwei Jahren will ich Dir einen Stab geben, mit dem mußt Du in die Hölle wandern und Deinen Namen, der einem bösen Geiste verschrieben ist, zurückfordern.“

Nach dieser Zeit erschien ihm Maria noch öfters in der Kapelle und gab ihm gute Lehren und offenbarte ihm Mancherlei. Und als die zwei Jahr herum waren, brachte sie ihm den Stab, mit dem er seinen Namen aus der Hölle

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)