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„Ach, sagte der Jäger ganz traurig, ist es denn gar nicht mehr möglich, daß ich sie noch einmal wieder bekomme?“

„Möglich ist es wohl, sprach der Alte; aber jetzt ist es gefährlich; es kann Dir leicht das Leben kosten.“ Der Jäger aber wollte ja gern Alles für seine Frau thun und so sagte ihm der Alte: „Du mußt zuerst suchen, in das Schloß zu kommen, wo Deine Frau jetzt lebt, und das wird am besten so gehen: sie hält Esel, die jeden Tag von einem Müller Mehl holen; da geh also zu dem Müller und bitte ihn, daß er Dich in einen Mehlsack steckt. Das Weitere wirst Du dann schon von Deiner Frau erfahren.“ – Darauf begab sich der Jäger zu dem Müller und beredete ihn und ließ sich in einen Sack stecken und von einem Esel weit weg in ein prächtiges Schloß tragen, und wie er dort ankam, fand er auch sogleich seine Frau daselbst, und da konnte Niemand eine größere Freude haben als sie, und sie dankte ihrem Manne herzlich, daß er gekommen sei, um sie zu erlösen. Sie sagte ihm aber: „ehe wir glücklich mit einander leben können, mußt Du mit drei Drachen, die hier sind, kämpfen; sie werden an drei Tagen in verschiedenen Gestalten zu Dir kommen und Dich eine Stunde lang peinigen und quälen; aber wenn Du es aushältst und keinen Laut von Dir gibst, so können sie Dir nichts anhaben und ich werde frei; redest Du aber nur ein einziges Wort, so werden sie Dich umbringen.“ Da versprach ihr der Jäger, daß er sie gewißlich erlösen wolle.

Darauf kamen am ersten Tage drei mächtige Schlangen und wanden sich dem Jäger um die Füße, daß er nicht

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_041.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)