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7. Von drei Schwänen.

Es war einmal ein Jäger, der war sehr betrübt, weil ihm seine Frau gestorben war, und gieng oft ganz allein im Walde herum und dachte, ob er wohl noch eine zweite Frau finden möchte, die er eben so lieb haben könnte, als seine erste. Da gieng er einsmals mit seinem Gewehr an der Seite einen ganzen Tag lang immer weiter in den Wald hinein und wußte selbst nicht, wo er hin wollte, und kam endlich an eine Strohhütte. In die trat er hinein und fand darin einen alten Mann, der hatte ein Kreuzbild vor sich liegen. Er grüßte den Mann, worauf derselbe ihn freundlich aufnahm und ihn fragte, was ihn in diese Waldhütte führe? Da klagte ihm der Jäger sein Leid, daß er seine Frau verloren habe und nun so einsam lebe und nicht wiße, ob er wohl noch einmal glücklich sein werde. Sprach zu ihm der Alte: „dieser Noth wird wohl zu helfen sein. Es werden alsbald drei „Schwane“ hieher kommen, die betrachte Dir recht genau! Und wenn sie dann in den Weiher fliegen, so mußt Du heimlich hingehen und ohne daß er es merkt, dem einen Schwan sein Kleid nehmen und gleich damit zurückkommen!“ Und wie der Alte dieß gesagt hatte, da flogen drei schneeweiße Schwäne daher zu der Strohhütte, und nachdem der Jäger sie sich angesehen hatte, flogen sie weiter in einen benachbarten Weiher.

Da schlich der Jäger hin und nahm ganz heimlich den Rock, den der eine Schwan ausgezogen und an’s Ufer gelegt hatte und brachte ihn zu der Hütte des Alten. Als darauf

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)