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Garten und konnte sich gar nicht satt sehen an den schönen Früchten, die auf allen Bäumen glänzten. Mitten in dem Garten stand ein prächtiges Schloß, in das gieng er hinein und erblickte unten in einem Zimmer ein so schönes Mädchen, wie ihm noch nie eins vor Augen gekommen war, und da das Mädchen gar freundlich gegen ihn war, so dauerte es nicht lange, da herzten und küßten sich die beiden und hatten sich lieb wie Mann und Frau. Aber plötzlich war das Mädchen aus seinen Armen verschwunden und war nirgend mehr zu sehen. Der Prinz sah nach der Uhr; da war’s drei Viertel auf zwölf. Schnell schrieb er auf ein Blättchen Papier, das da lag: „ich heiße Karl und bin der jüngste Sohn des Königs von England. Wenn das schöne Fräulein in diesem Schloße ein kleines Kind bekommt, so bin ich der Vater.“ Dann lief er in den Garten, brach einige Früchte ab und machte, daß er über die Brücke kam; und wie er eben drüben war, schlug’s zwölf, und sogleich wurde die goldene Brücke aufgezogen.

Nun ritt er rasch weiter und kam bald in die Gegend, wo er den Affenkönig verlaßen hatte. Wie der ihn kommen sah, zog er ihm entgegen, und kaum hatte der Prinz ihm einige von den schönen Früchten gegeben und er sie genoßen, so stand er wieder da als ein ordentlicher Mensch, und zu gleicher Zeit wurden auch alle seine Unterthanen aus Affen wieder in Menschen verwandelt, und die Städte und Dörfer, die versunken waren, stiegen aus der Erde hervor, und Straßen und Gärten und Alles ward wieder so, wie es vorher gewesen; aus allen Fenstern wehten weiße Fahnen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_024.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)