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um ein Almosen; aber der Prinz machte es wie sein Bruder, und speiste den Bettler mit unfreundlichen Worten ab und ritt weiter, bis er an das Wirthshaus mitten im Walde kam. Da stieg er ab, ließ Eßen und Trinken sich schmecken, spielte dann Karten mit den schönen Mädchen, die dort waren, und verlor sein Geld und machte so viele Schulden, daß er ebenfalls wie sein Bruder eingesperrt wurde, und mit ihm in dasselbe Gefängnis kam.

Als wieder ein Jahr um war und auch der zweite Prinz nicht zurückkehrte, so wollte der jüngste, welcher Karl hieß, die Reise antreten und den Garten aufsuchen. Aber der Vater wollte ihn nicht ziehen laßen; er fürchtete, es möchte ihm ein Unglück zustoßen wie seinen Brüdern; denn er meinte nicht anders, als daß sie umgekommen seien. Weil aber dieser Sohn ihm keine Ruhe ließ und Tag aus Tag ein seine Bitten wiederholte, so gab es der Vater endlich zu und ließ ihn abreisen.

Nun schlug er dieselbe Straße ein wie seine Brüder und kam zuerst in den großen Wald. Da dauerte es nicht lange, da begegnete ihm der alte Bettler und sprach ihn um eine Gabe an. Sogleich griff er in die Tasche und gab dem alten Manne ein Goldstück und unterhielt sich freundlich mit ihm und erzählte ihm auch, weshalb er diese Reise unternommen. Sprach der Alte: „Es wird Dir schon gut gehen; nur hüte Dich ja und kaufe kein Galgenfleisch!“ Der Prinz aber wußte nicht, was der Mann damit sagen wollte und ritt weiter, bis er endlich auch an das Wirthshaus kam. Da nöthigte der Wirth ihn mit schönen Worten,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)