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Er ließ sich ein Pferd satteln, versah sich reichlich mit Gold und Silber und nahm Abschied von seinem Vater und sagte: „wenn ich heut über’s Jahr nicht wieder da bin, so werde ich nimmer zurückkommen.“ Und damit reisete er ab.

Nach einiger Zeit kam er in einen großen Wald; da begegnete ihm ein alter Mann und bat um eine kleine Gabe, weil er so arg Hunger leide und kein Geld habe. Der Prinz aber schalt ihn aus und wies ihn fort, ohne ihm etwas zu geben, und ritt immer tiefer in den Wald hinein. Als er nun schon mehre Tage lang keinen Menschen mehr gesehen hatte, traf er plötzlich mitten im Walde ein großes Gasthaus und stieg ab; da konnte er von dem Wirthe alles bekommen, was er nur wünschte. Und als er nun durch Eßen und Trinken sich erquickt hatte, traten einige wunderschöne Mädchen in’s Zimmer, die brachten ein Kartenspiel mit und forderten ihn auf, zum Zeitvertreib mit ihnen ein Spiel zu machen. Ja, das war ihm ganz recht. Da dauerte es aber nicht lange, da hatte er all sein Geld, das er mitgenommen, verspielt; und weil er immer meinte, er müße und müße doch endlich gewinnen, so machte er Schulden, und als er zuletzt nicht bezahlen konnte, so wurde er eingesperrt und zugleich wurde ihm angekündigt, daß er zwei Jahre lang Frist haben solle, dann müße das Geld aber bezahlt sein. Uebrigens gestand der Prinz nicht, daß er ein Königssohn sei, weil er sich schämte.

Nachdem nun ein Jahr um war und der älteste Prinz nicht heimkehrte, so machte der zweite sich auf den Weg. Er kam auch alsbald in den Wald; da bat der alte Mann

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)