Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 013.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hieraus konnte man durch eine Scheuer in das eigentliche Haus kommen. Weil nun Niemand in dem Hause zu sehen war, so beschloß der Knecht, mit seinen Thieren daselbst zu bleiben, und wies einem jeden seinen Platz an. Das Pferd stellte er vorn in den Stall, den Ochsen führte er an die andere Seite; der Hahn bekam seinen Platz auf dem Dache, der Hund auf dem Miste, die Katze auf dem Feuerheerde, die Gans hinterm Ofen. Dann reichte er jedem sein Futter, das er in dem Hause reichlich vorfand, und er selbst aß und trank was er mochte, und legte sich dann schlafen in ein gutes Bett, das in der Kammer fertig dastand.

Als es nun schon Nacht war und er fest schlief, kam der Räuber, dem dieß Waldhaus gehörte, zurück. Wie der aber in den Hof trat, sprang sogleich der Hund wie wüthend auf ihn los und bellte ihn an; dann schrie der Hahn vom Dache herunter: „Kikeriki! Kikeriki!“ also, daß es dem Räuber angst und bange wurde; denn er hatte in seinem Leben noch keine Hausthiere gesehen, die mit dem Menschen zusammenleben, sondern kannte bloß die wilden Thiere des Waldes. Deshalb nahm er Reißaus und sprang eilig in den Stall; aber da schlug das Pferd hinten aus und traf ihn an die Seite, daß er um und um taumelte und sich nur mit Mühe noch in die hintere Seite des Stalles flüchten konnte. Kaum aber war er hier angekommen, so drehte sich auch schon der Ochs um und wollte ihn auf seine Hörner nehmen. Da bekam er einen neuen Schrecken und lief, was er konnte, durch die Scheuer hindurch und dann in die Küche, um ein Licht anzuzünden und zu sehen, was da los sei.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)