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zurief als dieser auch gerade fortwollte: „Du mußt morgen um dieselbe Zeit noch einmal mit Deiner Tochter hierher kommen!“ Das hörte der Bursch noch und dachte: „schon recht! ich werde auch dabei sein!“ und jagte davon, ohne sich dem Edelmann zu erkennen zu geben, und brachte Alles wieder an den Platz, wo er’s genommen hatte.

Am folgenden Morgen zog er nun in das dritte Schloß, trank den Wein und bewaffnete sich mit der Riesenjacke und dem Riesenschwerte, und bestieg den Rappen und ritt dem Berge zu. Der Edelmann aber dachte: „zweimal ist deine Tochter jetzt erlöst worden; wer weiß, was beim dritten Male geschehen könnte!“ Deshalb war er entschloßen, daheim zu bleiben. Allein es befiel ihn alsbald eine große Angst und Unruhe, so daß er nicht länger in seinem Schloße zu bleiben wagte, und nun auch zum dritten Male seine Tochter dem Teufel entgegenführte. Dießmal aber kam der Teufel als ein feuriger Adler durch die Luft gefahren und schoß auf den Reiter so wild hernieder, daß es grausig anzusehen war wie dieser mit dem Ungethüme streiten mußte; aber nach dreiviertel Stunden war auch der Adler besiegt. In dem Augenblick aber, wo der Bursch dem Adler den Todesstoß gab, traf derselbe mit der einen Flügelspitze noch die Hand des Reiters, daß es eine große Wunde gab. Das sah der Edelmann noch und dankte Gott, als Alles glücklich überstanden war. Der Reiter aber eilte sogleich fort, brachte das Pferd in seinen Stall, und legte das Kleid so wie das Schwert in das Zimmer und kehrte zum Schloße des Edelmanns zurück, als ob nichts vorgefallen wäre. Allein am

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)