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für dieselbe. Da meldete sich eines Tags ein junger hübscher Bursch bei ihm, und da derselbe ihm wohl gefiel, vertraute er ihm die Heerde an, sagte ihm aber zugleich, wie es seinen Vorgängern nun schon mehrmals ergangen sei und warnte ihn, daß er doch ja, so ihm sein Leben lieb wäre, die drei Thäler meiden möchte. Der Bursch sagte nein, er wolle auch nicht dahin „fahren“ und hütete eine Weile anderswo mit seinen Schaafen, so daß ihm kein Leid geschah. Allein er mußte doch im Stillen immer an die drei Thäler denken und meinte: „Ich möchte doch sehen, wer mir da etwas thun könnte; wollt’s Niemand rathen! es sollt’ ihm übel bekommen!“ Und so zog er eines Morgens ganz wohlgemuth in das eine Thal, fand vortreffliches Gras darin und hütete dort bis Mittag, ohne daß ihm etwas aufgestoßen wäre. Dann trieb er seine Heerde auf’s Feld, wo er sein Nachtlager hatte, aß daselbst zu Mittag und führte nachher abermals seine Schaafe in das verbotene Thal und blieb darin bis gegen Abend.

Da kam mit einem Male ein gewaltiger Riese auf den Schäfer zu und sprach: „Was machst Du da mit Deinen Grasmücken?“ „Das geht Dich nichts an!“ sagte der Schäfer. „Das will ich Dir zeigen!“ sprach der Riese und wollte sein Schwert ziehen und dem Hirten zu Leibe gehen; allein ehe er das Schwert aus der Scheide brachte, wobei er sich ein wenig bücken mußte, hob der Schäfer seine „Schippe“ (Hirtenstecken) in die Höhe und schlug den Riesen auf den Kopf, daß er betäubt umfiel; dann gab er ihm noch ein paar Hiebe auf den Kopf, daß er vollends todt

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_002.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)