Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 202.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kindheit an verfolgt, und ihn, als er sich einst auf der Jagd in diese Gegend verirrt, in einen Widder auf mehrere Jahre verwandelt habe.

Hulda hörte dies mit Verwunderung an, und empfand Mitleiden mit dem unglücklichen Prinzen. Sie faßte Zutrauen zu ihm, und gewöhnte sich immer mehr an seinen Umgang. Hätte sie nur zuweilen ihren Vater und ihre lieben Geschwister sehen können, dann würde sie ganz zufrieden gewesen seyn.

Nun begab es sich eines Tages, daß die Boten, welche der königliche Widder von Zeit zu Zeit auszusenden pflegte, um Neuigkeiten zu erfahren, die Nachricht mitbrachten, daß die älteste Schwester der Prinzessinn Hulda im Begriff wäre, sich zu verheirathen, und daß man die größten Anstalten zu ihrer Hochzeit mache.

Bei dieser Nachricht wurde die Prinzessinn sehr niedergeschlagen und traurig, weil ihr das Vergnügen versagt war, ihre Schwester, die sie so sehr liebte, an jenem festlichen Tage sehen zu können.

Kaum aber hatte der Widder ihren Kummer bemerkt, und erfahren, warum sie so betrübt sey, als er sie recht freundlich anredete, und also sprach: „Noch nie habe ich Dir einen Wunsch versagt, und Alles gern gethan, was Dir Vergnügen machen kann. Ist es also Dein Wunsch, auf der Hochzeit Deiner Schwester zu seyn, so reise dahin, wenn Du willst, nur versprich mir, daß Du auch wieder zu mir kommen willst, denn sonst würde ich vor allzu großer Sehnsucht sterben.“

Hulda war über dies Anerbieten gerührt, und versprach, daß sie gewiß wiederkommen wolle. Darauf gab ihr der Widder eine prächtige Kutsche, mit schönen Pferden und vielen Bedienten, und so gelangte sie bald in den Palast