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bitterlich zu weinen, und ließ das Essen stehen. „Ach,“ seufzte sie tief, „ist denn keine Rettung für uns?“

Da holte das Mäuschen ein Paar Halme aus dem Strohsacke, und ließ die Halme dann liegen.

Da sann die Königinn hin und her, was wohl das Mäuschen damit habe sagen wollen. „Meinst du vielleicht,“ sagte sie nach einem Weilchen, „es ließe sich ein Körbchen aus Stroh für das Kind flechten? und ein Seil, das Körbchen daran vom Thurme herabzulassen, damit es ein Vorbeigehender an sich nähme? – Ja, fürwahr, das wird gehen!“

Die Königinn wurde ordentlich vergnügt über diesen Gedanken, und fing fleißig an zu flechten, erst an dem Körbchen, dann an dem Seil, und da sie kein Stroh mehr in dem Strohsacke hatte, schleppte ihr das Mäuschen viel Strohhalme zu, die es durch sein Löchelchen hereinzog. Es bekam jetzt so viel Erbsen und Brosamen, als es nur wollte, und dafür standen immer auf dem Tische viel bessere Gerichte, nahrhaft und wohlschmeckend.

Eines Tages sah die Königinn aus dem Fenster, um zu untersuchen, wie lang das Seil seyn müsse, um das Kind daran herablassen zu können. Da ging zum Glück eben eine alte ehrbare Frau vorbei, die sahe hinauf, und sagte: „Ich weiß deine Noth wohl, du arme Gefangene, und bin bereit, dir zu dienen.“ Darüber ward die Königinn sehr erfreut, und bat sie, alle Abende unter das Fenster zu kommen, wo sie nächstens ein Kind am Seile wolle herablassen, dessen möchte sich dann die Frau wohl annehmen, sie wolle es ihr gut vergelten, wenn ihr nur Gott erst aus dem Thurme würde geholfen haben.

„Nach Geld und Gut frage ich nicht,“ erwiederte die Alte, „denn ich habe so viel, als ich brauche; aber ich habe zuweilen ein seltsam Verlangen, ein fettes Mäuslein zu