Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 157.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber sagte sie, es werde dieselbe eine schöne Tochter bekommen.

„Das rettet ihr das Leben!“ sagte der Tyrann. „Trifft jedoch die Wahrsagung nicht ein, und ist das Mädchen nicht schön, so laß ich sie an einen Baum hängen, und an ihrem Halse ihr Kind.“

„O wie unglücklich bin ich!“ jammerte die Königinn. „Ist das Kind nicht schön, so werden wir beide umkommen, und ist es schön, so muß es den abscheulichen Prinzen heirathen, und zeitlebens unglücklich seyn. Ach, was soll ich anfangen, und wie soll ich mein Kind retten, wenn es geboren ist?“

Eines Tages saß die arme Königinn auch in Thränen an ihrem Rocken, wehklagend und jammernd, als ein niedliches Mäuschen daher geschlüpft kam, und nach Brosamen suchte. „Du liebes, kleines, hungriges Ding,“ sagte die Königinn sehr traurig, „hier suchst du vergebens, wo ich selbst fast verhungern muß; suche du da, wo du etwas finden kannst.“ Die Maus aber hüpfte ganz lustig hin und her, machte Männchen, und that gar nicht scheu.

„Da!“ sagte die Königinn, „noch hab’ ich zwei Erbsen, die will ich dir geben, obwohl ich sie selbst gern äße!“ und damit warf sie ihm die Erbsen hin, welche das Mäuschen verzehrte. Als aber die Königinn wieder auf ihren Tisch sah, stand auf demselben ein gebratenes Rebhuhn, und feines Weißbrot lag daneben.

„Ei,“ sagte die Königinn, „das ist gewiß von der mitleidigen Fee, die mich in meinem Kerker mit dem Tyrannen besucht und getröstet hat.“ Sie griff sogleich danach, und es schmeckte ihr ganz vortrefflich. Als sie sich aber halb gesättigt hatte, dachte sie wieder an ihr Kind, das in wenigen Tagen zur Welt kommen sollte, und da fing sie an,