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seine geschlachteten Kinder aber auf den Mittag zurecht zu machen, denn todt seyen sie nun doch einmal, und Menschenfleisch schmecke gar zu gut.

Die Frau holte die Meilenstiefeln, womit bei jedem Schritte eine Meile zurückgelegt wurde. Er zog sie an, und lief nun so schnell und wild umher, daß Alles erschrak, am meisten aber die armen Jungen, welche kaum noch hundert Schritte von der Hütte ihrer Aeltern entfernt waren, und den Menschenfresser von Berg zu Berg, über Thäler und Ströme, wie über Maulwurfshügel und Rinnsteine hinwegschreiten sahen.

Zum Glück bemerkte der kleine Däumling in diesem ängstlichen Augenblick ein überhängendes Felsstück, unter welches er sich mit seinen Brüdern auf ein Häufchen niederdrückte, und nun beobachtete, was der Popanz vornahm.

Dieser, der von dem weiten Wege sehr ermüdet war, – denn mit Meilenstiefeln zu gehen, greift etwas an! – sah sich nach einem Ruheplatze um, und da der Felsen, unter welchem die Kinder stacken, ihm zum Ausruhen sehr geeignet schien, so legte er sich ein Bischen hin, und schlief alsbald ein, wobei er so grimmig schnarchte, daß Feld und Wald wiederhallten.

Jetzt hieß der kleine Däumling seine Brüder vollends nach Hause eilen, er selbst aber schlich sich zu dem Schläfer hin, zog ihm die Stiefeln aus und sich an. Zwar waren sie ihm ein wenig groß und weit, aber da sie gefeit waren, so paßten sie ihm doch, und er konnte ganz herrlich darin marschiren.

Nun war gerade Krieg; da konnte er seine Meilenstiefeln vortrefflich gebrauchen. Der König nahm ihn zu seinem Courier an, und er brachte nun die Nachrichten vom feindlichen Heere in einigen Minuten. Er bekam von den Briefen, die die Frauen an ihre Männer, und die Mädchen