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Frau, sie hätte dem Kinde wohl ein werthvolleres Geschenk machen können. Die Edelsteine, deren sie erwähnt, wären nicht zu verachten gewesen, und da er auch mit Juwelen handle, so würde er sie mit großem Vortheil verkauft haben, und sein Söhnlein hätte von dem Geldertrag ansehnliche Zinsen ziehen können.

Bei dem Knaben aber entwickelten sich schnell die Geschenke der Fee. Er zeigte im sechsten Jahre einen bewundernswerthen lebhaften Geist; Alles, was er sah und hörte, prägte sich seinem Gedächtnisse tief ein, und er that oft den Aeltern und Bekannten, selbst Fremden, die des Handels wegen zu dem Vater kamen, solche Fragen mit kindlicher Treuherzigkeit, daß die Befragten oft in Verlegenheit geriethen, was sie ihm darauf antworten sollten. Alle bewunderten das kluge und wißbegierige Kind, am meisten aber die Mutter, deren Liebling es um so mehr war, da es keine Geschwister hatte.

Die Folge dieser mütterlichen Liebe war aber, daß sie dem Söhnchen allen Willen ließ, jeden seiner kleinen Wünsche befriedigte, und allen seinen Launen und thörichten Einfällen nachgab. Der Vater und die Hausgenossen folgten ihrem Beispiele, um es nur mit der Mutter nicht zu verderben, und sich bei ihr einzuschmeicheln.

Die Fee, die immer ein wachsames Auge auf den Knaben gehabt hatte, erschien einst der Mutter, und stellte ihr vor, das sie dem Knaben durch ihre allzugroße Nachgiebigkeit sehr schade, sie müsse seinen Willen frühzeitig zügeln, und ihm keine Unarten nachsehen: denn sonst würde ihr Angebinde, statt ihn glücklich zu machen, ihm zu seinem Verderben gereichen.

Die Mutter wagte es nicht, der Fee, aus Furcht vor ihrer Macht, gerade zu in’s Gesicht zu widersprechen; sie beschönigte ihre Nachsicht mit ihrer Liebe, und versicherte,