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Einmal schickte diesen sein Bruder in die Stadt; da hörte er ausrufen, daß der König demjenigen seine Tochter geben wollte, der den Eber erschlüge.

Als er das hörte, so hatte er keine Ruhe und Rast mehr in seinem Herzen, sondern ging auf das Schloß, und ließ sich bei dem Könige melden, daß er es unternehmen wollte.

Das war dem Könige sehr gelegen, und er ließ ihn vor sich kommen. Als er aber des Jünglings große Jugend und Schönheit sah, jammerte ihn seiner, und er suchte es ihm auszureden. Doch da des Königs Tochter da saß, welche schöner war als der Tag, und ihn mit ihren himmelblauen Augen so freundlich anblickte, so ließ er sich nicht abbringen von seinem Vorhaben, sondern ritt zurück auf das Gut, und sagte zu seinem Bruder, daß er morgen früh mit dem Tage in den Wald gehen, und den Eber aufsuchen wollte. Da lachte ihn der Bruder aus, und fragte, ob er denn dächte, daß das wilde Schwein ein Lamm wäre, das sich mit dem Hirtenstabe lenken ließe? Aber der jüngere Bruder ließ sich nicht irre machen, sondern meinte, er wolle sein Glück versuchen, vielleicht daß es ihm mit dem Eber gelänge. „Nun gut!“ sagte darauf der ältere Bruder, der ihm das Glück nicht gönnte, daß er den Eber erschlagen, und dann des Königs Tochter heirathen möchte; „nun gut, so ziehe hin, ich will dich begleiten, und die Gefahr mit dir theilen.“ Denn er gedachte in seinem Herzen: Wenn Noth am Mann ist, so bist du zu Pferde, und dein Gaul kann dich bald aus der Gefahr tragen; der Bruder mag dann zusehen, wie er davon kommt.

Also zogen sie am folgenden Morgen hinaus in den Wald, der Eine zu Fuß, der Andere zu Pferde. Als sie aber in das Holz kamen, da ging dem älteren Bruder, welcher zu Pferde saß, die Reise zu langsam. Darum sprach