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und Körbe aus Stroh und Binsen zu flechten, auf welche Weise er sich auch sein Brot erwarb.

Fingerhütchen war sein Spottname, weil er alle Zeit auf seinem kleinen Hut einen Zweig von dem rothen Fingerhut, oder dem Elfenkäppchen, trug. Für seine geflochtenen Arbeiten erhielt er einen Groschen mehr als Andere, und aus Neid darüber hatten einige boshafte Leute seltsame Geschichten von ihm verbreitet.

Nun trug es sich zu, daß Fingerhütchen eines Abends, als er aus der entfernt gelegenen Stadt nach Hause zurückkehrte, wegen seines lästigen Höckers auf dem Rücken, nicht weiter fort konnte, und sich müde und ermattet unter einen Riesenhügel (Hünengrab) niedersetzte, um ein wenig auszuruhen.

Als er so da saß, und ganz betrübt den Mond ansah, der eben silberrein aufstieg, drang auf einmal eine fremdartige, unterirdische Musik zu den Ohren des armen Fingerhütchens. Er lauschte, und ihm däuchte, daß er niemals so etwas Entzückendes gehört habe. Es war wie der Klang vieler Stimmen, deren jede zu der andern sich fügte, und wunderbar einmischte, so daß es nur eine einzige zu seyn schien, während doch jede einen besondern Ton hielt. Die Worte des Gesanges waren diese: Da Luan, Da Mort, Da Luan, Da Mort, Da Luan, Da Mort. Darnach kam eine kleine Pause, worauf die Musik von vorne wieder anfing.

Fingerhütchen horchte aufmerksam, und getraute kaum Athem zu schöpfen, damit ihm nicht der geringste Ton verloren ginge. Er merkte nun deutlich, daß der Gesang aus dem Hügel kam, und obgleich er anfangs sehr darüber erfreut war, so ward er es endlich doch müde, denselben Rundgesang in einem fort, ohne Abwechselung, anzuhören. Als abermals Da Luan, Da Mort drei Mal gesungen war,