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„Thu’ es nur,“ rief es ihr zu, „und es wird dir und uns von großem Nutzen seyn.“

„Wie kann ich aber, da ich keinen Schlüssel habe?“ fragte Käthchen.

„Hole die feuerrothe Blume,“ sagten die Vögel, „die unter unserm Fenster blüht, berühre das Schloß damit, und es wird sich sogleich öffnen.“

Käthchen ging mit zögernden Schritten fort, brachte die Blume, und kaum hatte sie das Schloß damit berührt, so sprang auch die Thüre mit einem furchtbaren Getöse auf.

„Unsere Erretterinn! unsere Befreierinn!“ riefen die Vögel durch einander, und ihre vorige Traurigkeit war verschwunden. „Wisse,“ sagte der eine von ihnen, „daß wir Alle auch Mädchen waren, unbesonnen und leichtsinnig, wie du, und von dem alten Weibe in dies Thal gelockt wurden. Aber nach und nach wurden wir des traurigen Lebens überdrüssig; wir scheueten uns, ferner Gift zu bereiten, womit die Alte böse Künste treibt, und suchten zu entfliehen; aber das Waldweibchen war geschwinder, und verwandelte uns zur Strafe in Vögel. Du hast uns unsere Freiheit gegeben, denn nichts hindert uns an der Flucht. Du aber suche dich auch zu retten, denn wenn die Zauberinn dich noch im Thale findet, so wirst du ebenfalls zur Strafe in einen Vogel verwandelt. Suche nur aus dem Thale zu kommen, denn über dasselbe hinaus reicht die Macht der bösen Alten nicht.“

Käthchen erschrak, als sie dies hörte, und lief, was sie immer konnte, um nur aus dem Thale zu kommen. Schon war sie ganz erschöpft, und wollte ermüdet niedersinken, als plötzlich die Stimme der Alten hinter ihr her erscholl, die sie verfolgte. Da verdoppelte sie ihre Anstrengung, und erblickte, zu ihrer großen Freude, die Fee Cöleste, welche ihr entgegen eilte, und sie glücklich aus dem Thale