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umgeben; schöne bunte Vögel saßen auf den Zweigen, und sangen munter und lustig; köstliche Früchte winkten von den tief gebogenen Zweigen der Bäume; kurz, Alles war hier vereinigt, was eine Gegend nur schön und reizend machen konnte.

Ihre Gespielinnen zeigten ihr hierauf die Pracht und die Reichthümer des ganzen Schlosses. In einem Zimmer fanden sie große Haufen seidene Zeuge und die schönsten Spitzen, in einem anderen kostbare Edelsteine, in einem dritten feines Nesseltuch und Flor, und so immer fort. Zwei Zimmer waren noch übrig, in welche sie nicht gingen. „In dem einen,“ sagten die Mädchen, „sind die sprechenden Vögel, und zu diesen dürfen wir nicht; und das andere ist die dunkele Kammer, in welche Waldweibchen alle diejenigen sperrt, welche die sprechenden Vögel besuchen, oder es wagen, außerhalb des Thales zu gehen.“

Käthchen hatte Alles mit Verwunderung gesehen und gehört, und der Aufenthalt bei dem Waldweibchen machte ihr anfangs viel Vergnügen. Den ganzen Tag ging sie im Thale spazieren, und mußte sich die Namen der Blumen merken, und deren Eigenschaften und Wirkungen kennen lernen. Alle aber dienten dazu, den Menschen zum Theil unglücklich zu machen, und je schimmernder oft eine Blume war, desto giftiger und unheilbarer war ihre Kraft.

Käthchen fand bei dieser Beschäftigung wenig Unterhaltung, und fühlte oft die größte Langeweile; sie wünschte zuweilen etwas thun zu dürfen; aber dazu fehlte es ihr an Gelegenheit. Nach und nach lernte sie auch ihre Gespielinnen genauer kennen, und sie wurden ihr immer mehr zuwider: denn keine meinte es aufrichtig und gut mit der andern; sie waren neidisch gegenseitig, wenn die eine etwas Besseres bekommen hatte, als die andere, und suchten sich auf alle Weise bei dem Waldweibchen anzuschwärzen und zu