Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 082.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Aeste und Zweige. Gluthrothe Blitze zuckten durch das düstere Dunkel, und erhellten schauerlich die Nacht des Waldes. Immer näher und näher rollten die Donner, Regenströme ergossen sich herab, und Käthchen wußte nicht, wohin sie sich in der Angst wenden sollte. Jetzt gedachte sie an ihre Aeltern und an die Worte der Fee, und sie war schon im Begriff, umzukehren, aber ein Waldbach mit seinen reißenden Fluthen versperrte ihr den Weg. Da erschien das Waldweibchen, faßte sie bei der Hand, und sagte: „Armes Kind, komm schnell mit mir, du sollst bald geborgen seyn vor dem grausen Ungewitter.“ Und im Augenblick sah sich Käthchen, ohne zu wissen – wie? in eine großen, prächtig erleuchteten Saal versetzt, von dessen Decke drei silberne Kronenleuchter, mit den köstlichsten Edelsteinen besetzt, herabhingen, und unzählige Wachskerzen brannten auf ihnen. Der Saal war von buntem Marmor, die Wände mit Gold- und Silberstoffen geziert, und ein starker Duft von den mannichfaltigsten Blumen verbreitete sich überall. Käthchen saß mit dem alten Mütterchen auf einem seidenen Kanapee, und wußte nicht, was sie zuerst bewundern sollte.

„Ist’s hier nicht besser, als dort in eurer russigen Hütte?“ sagte sie zu ihr. Käthchen aber konnte nicht Worte finden, um der Alten zu danken. „Folge mir nur in Allem,“ sagte diese, „so wirst du es nicht bereuen, mit mir gegangen zu seyn. Jetzt komm, daß ich dich sauber und nett ankleide, und deinen Gespielinnen dich vorstelle.“ Sie führte sie hierauf in ein zierliches Stübchen, wo ein schöner Schrank von Ebenholz mit vergoldetem Schnitzwerk sich befand; diesen öffnete sie und sprach: „Alle Kleider, die du hier siehst, gehören dir; dies Stübchen bewohnst du allein, und schläfst auch hier.“

Nun mußte sich Käthchen mit wohlriechendem Wasser