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des Körpers, weil dergleichen vergängliche Dinge allein den Menschen noch nicht glücklich machen könnten.

Lange schon hatte er nach einem solchen Mädchen geforscht, aber es immer noch nicht finden können, und wenn er auch zuweilen glaubte, es gefunden zu haben, so sah er doch bald, daß er sich geirrt habe.

Nun stand er an einem Sonntagsmorgen, als eben die Leute zur Kirche gingen, am Fenster, und sah eine wohlgekleidete Jungfrau daher kommen, die recht andächtig und sittig mit in die Kirche ging, und es war, als stände auf ihrem Gesichte geschrieben, daß sie von Herzen gut sey, und fromm und untadelhaft.

Da dachte er, die könnte wohl die rechte seyn, und als er hörte, daß sie ganz so war, wie er wünschte, so nahm er sie sich zur Gemahlinn, und beide waren recht glücklich, daß sie einander hatten; denn beide waren gleich fromm und gut. Aber noch weit glücklicher wurden sie, als der liebe Gott ihnen ein Prinzchen bescheerte, das recht munter und gesund war, worüber sie eine große Freude hatten.

Als nun der kleine Prinz getauft werden sollte, da sagte der König zu seine Gemahlinn: „Der liebe Gott hat uns das Kind geschenkt, er wird uns nun auch einen braven Gevattersmann schicken, der es recht gut mit unserm Kindlein meint. Ich will dieserhalb verkleidet und unbekannt ein wenig ausgehen, und der Erste, der mir auf der Straße begegnet, soll mein Gevatter, und unseres Kindes Pathe seyn.“

Das that er auch; und es begegnete ihm alsbald ein Mann, ganz einfach gekleidet, mit ernstem Angesicht, den eben niemand zu kennen schien. Er ging ihm nach, um zu sehen, wo er wohne, und erfuhr nun, daß er ein gottesfürchtiger Mann sey, der sich nicht viel mit der Welt abgebe, sondern er lebe ganz einsam vor sich hin, und thue