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bald dachte er an die große Belohnung, die ihm der König, sein Vater, ertheilen werde.

Auf einmal aber hörte er hinter sich ein sonderbares Pfeifen und Zischen. Es wird der Wind seyn, dachte er, der durch die Zweige der Bäume streicht. Aber das Pfeifen und Zischen kam immer näher, und es rauschte schon dicht hinter ihm. Da sah er sich um, und gewahrte hinter sich viele tausend Schlangen, die hatten ihre Königinn an ihrer Spitze, und verfolgten ihn. Es war vergeblich, daß er sein Pferd zum stärkeren Springen antrieb, die Schlangen übertrafen es an Schnelligkeit. Schon wollten sich einige um die Füße des Pferdes winden, und es niederstürzen; da ward ihm um sein Leben bange, und er warf die Krone ihnen zu, in der Hoffnung, daß sie ihn dann nicht weiter verfolgen würden. Die Schlangen ließen auch wirklich von ihm ab; als aber die Königinn ihre Krone aufgesetzt hatte, verdoppelten sie ihre Schnelligkeit, und waren schon wieder nahe hinter ihm. Er warf ihnen seinen Hut herab, aber obgleich ein Theil der Schlangen zurückblieb, und ihn ganz durchlöcherte, so verfolgte ihn doch der größte Theil derselben, hing sich an das Pferd, und wickelte sich um seine Beine, bis es niederfiel. Da ließ der Königssohn sein Pferd, und floh zu Fuß in die Stadt.

Sein Vater aber, der König, stand oben an einem Fenster, und sah, wie sein Sohn voll Schrecken in den Palast hereintrat.

„Was ist dir widerfahren?“ fragte er ihn eilig. Und der Königssohn erzählte, was ihm begegnet sey. Der alte König aber hörte ihm aufmerksam zu, dann sprach er: „So weiß ich denn endlich, wo der Schatz zu finden ist! Schon seit zehen Jahren schicke ich im Geheim Boten durch alle Länder, um eine Schlangenkrone zu suchen; aber nie konnte ich dazu kommen, und doch hat mir ein weiser Mann versichert,