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Meine Mutter schlug den Kopf mir ab,
Des Vaters Magen ward mein Grab,
Marlenechen, mein Schwesterlein,
Legt’ in ein Tüchlein mein Gebein;

Da lief Marlenchen hinaus, und trat unter den Baum, wo der schöne Vogel saß. Der aber sang weiter:

Und grub es auf des Hofes Raum,
Wohl unter dem Maßholderbaum;

und bei diesen Worten warf er ihr die seidenen Schuhe gerade vor die Füße, als wenn sie dieselben anziehen sollte.

Tireli, tireli, seht mich,
Was für ein schöner Vogel bin ich!

Da zog Marlenchen die Schuhe an, und es ward ihr immer leichter um das Herz. Sie tanzte und sprang zurück in das Haus, und rief: „Das war einmal ein herrlicher Vogel! seht, diese Schuhe hat er mir gegeben.“

Aber die Mutter schrie: „Nein, ich halte es nicht länger aus hier in der Stube, die Luft ist mir zu enge; ich muß hinaus, daß ich nicht ersticke!“ Und damit sprang sie auf von dem Boden, und stürzte sich durch die Thüre auf den Hof; die Haare aber standen ihr zu Berge, wie Feuerflammen.

Als sie aber kaum auf den Hof trat – bratsch! da warf ihr der Vogel den Mühlstein auf den Kopf, daß sie zerquetscht zusammenfiel, wie ein Brei. Das hörten der Mann und Marlenchen, und sie liefen hinaus.

Da ging Feuer und Dampf auf von der Stelle, und als sich das verzog, stand der kleine Bruder wieder lebendig da, und nahm seinen Vater und seine Schwester bei der Hand, und sie gingen vergnügt zurück in das Haus, und erzählten sich Alles.