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Kammer, und sah aus dem Fenster, ob er da wäre; und als sie ihn kommen sah, winkte sie ihm, daß er herauf käme.

Als er nun in die Thüre trat, schloß die Mutter die Lade wieder auf, wo die rothen Aepfel lagen. Da bat er sie, daß sie ihm einen Apfel gäbe. „Suche dir nur einen aus!“ sprach sie; und als sich das Kind in die Lade hineinbückte, da schlug sie den schweren eisernen Deckel über ihn zu, der ihm den Kopf abschlug, daß er gerade in die Kiste unter die rothen Aepfel fiel.

Nun lief ihr die Angst durch die Glieder, und sie dachte: Ach, könnte ich das von mir bringen! – Als sie sich ein wenig wieder erholt hatte, nahm sie ein weißes Tuch aus der Schublade, setzte den Kopf wieder auf den Hals, und band das Tuch so herum, daß man nichts sehen konnte. Hierauf nahm sie ihn auf den Arm, trug ihn hinunter, und setzte ihn auf einen Schemel auf dem Hofe vor die Thür, den Apfel aber steckte sie in seine Hand. Das machte sie so heimlich, daß es niemand sah.

Hierauf ging sie in die Küche an den Feuerheerd, und rührte in dem Kessel. Da kam Marlenchen in die Küche, und sagte zu ihrer Mutter: „Ach, Mutter, wie habe ich mich erschrocken! Brüderchen sitzt vor der Thüre, ganz leichenblaß, und hält einen Apfel in der Hand. Ich habe ihn um den Apfel gebeten, aber er wollte ihn mir nicht geben, und antwortete nicht, da wurde mir recht graulich zu Muthe.“ – „Geh nur noch ein Mal zu ihm hin,“ antwortete ihr die Mutter, „und wenn er dir den Apfel nicht geben will, so nimm die Hand, und gieb ihm eine Ohrfeige!“

Da ging Marlenchen wieder hinaus, und sagte: „Bruder, gieb mir den Apfel!“ Und als er nicht antwortete, so schlug sie ihm an die Ohren, daß der Kopf herunterfiel. Darüber erschrak sie, und fing an zu weinen und zu heulen, und lief in die Küche zu ihrer Mutter, und