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Die königliche Frau aber sprach zu ihm: „Ich schenke dir, was du so sehr gewünscht hast, aber gieb Acht, daß du nicht ungehorsam bist, oder eine Unwahrheit redest: denn erfahre ich einen einzigen Ungehorsam, oder eine Lüge von dir, so ist dein Schäfchen verloren.“

Das Kind aber gelobte seiner Mutter, Alles zu thun, was die königliche Frau verlangt hatte. Diese aber verschwand, wie sie gekommen war; der Lichtglanz verblaßte allmählig; aber statt dessen stieg die Sonne über die blauen Berge hervor, und schien in’s Kämmerchen und in’s Blumengärtchen, wo das Himmelsschäfchen weidete. Es hatte silberglänzende Wolle, die war ganz durchsichtig, wenn die Sonne darauf schien, und um den Hals hatte es ein Band, das hatte sieben glänzende Farben, wie der Regenbogen. Es blöckte aber nicht, wie die andern Schaafe, sondern es sang zuweilen mit wunderschöner Stimme. Da lief das Kind zu ihm hinaus, und streichelte es, und brach ihm frischen Klee ab; aber es wollte nichts fressen, sondern roch zuweilen an den süß duftenden Rosen und den weißen Lilien – das war seine Speise.

Das Kindchen hatte nun seine große Freude an dem schönen Lämmchen, und rief alle seine Gespielinnen herzu, und zeigte ihnen das Himmelsschäfchen. Es folgte ihr auf ihren Ruf, wenn sie es hinausführte auf die Wiese, wo die duftenden Kräuter wuchsen, und ging mit ihr, wenn sie nach Hause zog; des Nachts aber schlief sie bei ihm in einem Bettchen. Wenn sie dann des Morgens aufwachte, stand das Schäfchen schon wieder im Blumengarten vor dem Fenster, und roch an den Rosen und Lilien.

Eines Tages ging das Mädchen mit dem Himmelsschäfchen wieder hinaus auf eine schöne, große Wiese, durch die Wiese aber floß ein silberklares Bächlein, und über den Bach ging eine kleine Brücke. Die Mutter aber sagte: