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hatten kleine, schöne Füße, und glaubten: Uns kann es nicht fehl schlagen; wäre der Prinz nur gleich zu uns gekommen!

Aber als die älteste Tochter den Fuß in den Schuh hineinprobirte, siehe, da fand sich, daß derselbe für den Schuh viel zu groß war. Da nahm die Mutter ihre Tochter bei Seite, gab ihr ein Messer in die Hand, und sagte: „Schneide dir immerhin ein Wenig vom Fuße ab. Thut es auch ein Bischen weh, – was schadet es, es vergeht bald, und du wirst Königinn.“ Da ging sie in ihre Kammer, und schnitt ein Stück von dem Hacken ab, bis sie den Fuß in den Schuh hinein zwängte. So setzte sie sich in den Wagen, und fuhr zu dem Prinzen auf das Schloß. Aber als sie unterwegs war, da kamen um den Wagen ein Paar weiße Tauben geflogen, die riefen ein Mal über das andere:

„Schuh voll Blut,
Paßt nicht gut;
Hack’n abgehaut,
Falsche Braut!“

Und als der Wagen an das Schloßthor kam, setzten sie sich darauf, und wiederholten ihr Liedlein. Das fiel dem Prinzen auf, und als sie aus dem Wagen stieg, sah er ihr auf den Schuh. Da quoll das rothe Blut heraus, und er merkte, daß er betrogen wäre, deshalb schickte er sie mit Schimpf und Schande zurück.

Nun wollte die jüngere Schwester ihr Heil versuchen, und weil auch ihr der Schuh zu klein war, so schnitt sie sich vorne etwas von den Zehen ab, drückte sich den Schuh an, und stieg in den Wagen. Aber die weißen Tauben kamen und flatterten umher, begleiteten ihn bis an das Schloß, und sangen in einem fort:

„Schuh voll Blut,
Paßt nicht gut;