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wären. Es stand auf, sah sie freundlich an, sprach aber nicht, und ging dann in den Wald hinein. Als sie nach Hause kamen, erzählten sie der Mutter von dem lieblichen Kinde, das sie gesehen hätten; die Mutter aber sagte ihnen, das wäre der Engel gewesen, der sie behüte und für sie wache.

Die beiden Mädchen halfen der Mutter, so viel sie konnten, und machten ihr manche stille unverhoffte Freude. Sie hielten das Hüttchen so rein, daß es eine Lust war, anzusehen. Im Sommer besorgte Rosenroth das Haus, und alle Morgen, wenn die Mutter aufwachte, stand ein schöner Blumenstrauß vor ihrem Bette, und von jedem Bäumchen eine Rose. War es weiter, so zündete Schneeweißchen das Feuer auf dem Heerde an, und hing den Kessel an den Feuerhaken; der Kessel aber war von Messing, und so rein, daß er wie Gold glänzte. Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter: „Geh’ hin, Schneeweißchen, und schieb’ an der Hausthür den Riegel vor!“ und dann setzten sie sich an den Heerd; die Mutter nahm die Brille, und las aus einem großen Buche vor, und die beiden Mädchen spannen und näheten; neben ihnen aber lag auf dem Boden ein Lämmchen, und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen, und hatte seinen Kopf unter die Flügel gesteckt.

Nun begab es sich eines Abends, als sie beisammen saßen, daß jemand an die Thüre pochte, als wollte er eingelassen seyn. Da sprach die Mutter: „Mach auf, Rosenroth, es wird ein Wandrer seyn, der Obdach sucht!“ Rosenroth ging, und schob den Riegel weg; aber es war kein Mensch, der eintrat, sondern ein schwarzer Bär streckte seinen dicken Kopf zur Thüre herein. Rosenroth schrie laut auf, und sprang zurück; das Lämmchen blökte, das Täubchen flatterte auf, und Schneeweißchen versteckte sich hinter der Mutter Bette. Aber der Bär fing an zu