Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 015.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

flog darum aus dem Neste, zerriß es aber aus Bosheit, und warf es auf die Erde.

Die alte Grasmücke hatte ihr Grasmücken-Töchterchen überall aufgesucht, hatte es aber nicht finden können. Da flog sie auf einen Busch, dessen Blätter hatte ein Knabe mit Vogelleim bestrichen. Als sie nun wegfliegen wollte, konnte sie nicht; da fing sie an zu schreien und mit den Flügeln zu schlagen, aber sie konnte nicht loskommen; und der Knabe lief herzu, nahm sie, und setzte sie in einen Käfig. Er gab ihr aber zu essen und zu trinken, und behielt sie den Herbst und Winter über bei sich.

Unterdessen hatte auch klein Grasmückchen seine Mutter vergeblich gesucht. Da kam sie einmal zu einer Nachtigall, die sagte: „Ich will Dir einen guten Rath geben. Wir reisen jetzt bald in das Land nach Mittag zu, da gehe Du mit uns, vielleicht findest Du Deine Mutter.“ Grasmückchen war damit zufrieden, und als es Nacht war, flog es mit den Nachtigallen fort, die wurden von einer Königinn angeführt. Sie flogen nur des Nachts, am Tage aber schliefen sie in einem dichten Gehölze, oder sie suchten ihre Nahrung, und aßen und tranken.

Nachdem sie über ein großes Meer geflogen waren, kamen sie in ein Land, das lauter Sand war, so weit man sehen konnte. Ganz am Ende aber sah man einen erhabenen Punkt; das war eine Insel in dem Sandmeere, die grünte das ganze Jahr, während rings herum alles verdorrt und erstorben war. Mitten auf der Insel war eine kleine Quelle, die floß aus einem Felsen heraus, und lief über eine Wiese; als sie aber in den Sand kam, versiegte sie plötzlich vor der großen Hitze. Auf der Insel hingegen war es kühl und schattig, und die Nachtigallen sangen wunderschön, und wenn sie gesungen hatten, badeten sie sich in dem klaren Wasser.