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in dem kleinen Stübchen, und es wäre gar gerne draußen gewesen in dem grünen Walde bei seiner Mutter. Der Knabe merkte sein Begehren, und öffnete ihm das Fenster. Da flog es hinaus zu dem Bäumchen, wo seiner Mutter Nest gestanden hatte; aber es war nicht mehr da; auf dem Boden aber lagen Heu, Pferdehaare und ausgerupfte Federn umhergestreut, und es sah, daß jemand das Nest zerrissen haben mußte. Darüber betrübte sich Grasmückchen sehr, und flog in den Wald hinein, und fragte nach bei allen Vögeln, ob sie seine Mutter nicht gesehen hätten. Aber niemand konnte ihm etwas von ihr sagen. – Mit der alten Grasmücke aber war es also zugegangen.

Nachdem nämlich der Kuckuck das Grasmückchen aus dem Neste geworfen hatte, war die Mutter nach Hause gekommen, und fragte den Kuckuck, wo klein Grasmückchen sey. Der aber sagte: „Ja, das ist ein recht boshaftes Kind; es hat mich aus dem Neste jagen wollen, ich habe mich aber gewehrt, und da ist es davongeflogen.“ Die alte Grasmücke hatte das geglaubt, und war fortgeflogen, um dem Kuckuck Fressen zu holen. Der war aber gar nicht mehr zu sättigen, und die alte Grasmücke wurde ganz matt vom vielen Hin- und Herfliegen.

Als sie aber eines Abends sehr müde nach Hause gekommen war, wollte der Kuckuck, daß sie noch ein Mal ausflöge; sie aber ward unwillig, und sagte: „Du kannst satt seyn für heute, du fauler Vielfraß; warte bis morgen!“ Da riß er seinen Schnabel ganz schrecklich auf, und sagte: „Wenn Du mir nicht gleich zu essen giebst, so fresse ich Dich.“ Da fürchtete sich die alte Grasmücke, und flog davon. Als aber am andern Morgen der Kuckuck sah, daß die alte Grasmücke nicht mehr zurückkommen wollte, sah er sich gezwungen, jetzt selbst seine Nahrung zu suchen; er