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der Wolf die Großmutter würde gefressen haben. Aber er wollte nicht schießen, damit er die Großmutter nicht mit träfe: denn die möchte vielleicht wohl noch leben; er nahm also sein Jagdmesser, und schnitt dem Wolf den Bauch auf. Siehe, da springt erst Rothkäppchen heraus, und sagt: „Wie war ich erschrocken! es war so dunkel im Wolfsbauche.“ Hierauf holt der Jäger die Großmutter auch hervor.

Da waren alle drei vergnügt; Rothkäppchen aber am meisten. „Ach,“ sagte sie, „Mutter hat mich wohl gewarnt vor dem garstigen Wolfe, aber ich habe ihr nicht gefolgt; nun will ich mein Lebtage nicht wieder thun, was die Mutter verboten hat!“


3.
Die Grasmücke.

Eine Grasmücke hatte einmal zwei Eier in ihr Nestchen gelegt, und war davon geflogen, um sich ein Paar Fliegen und Raupen zum Mittagessen zu holen. Es hatte sie aber ein träger Kuckuck von ihrem Neste wegfliegen sehen; da flog er hin, und warf eins von den Grasmücken-Eiern heraus, und legte dafür ein Kuckucksei hinein. Dann flog er wieder fort, und dachte: Die Grasmücke mag das Ei ausbrüten, und mein Kuckuckssöhnchen groß ziehen. Die Grasmücke hatte es aber nicht gemerkt, daß sie ein fremdes Ei in ihrem Neste habe, und brütete Tag und Nacht, bis sie nach einiger Zeit zwei junge Vögelchen ausgebrütet hatte. Sie sahen aber einander gar nicht ähnlich. Das junge Grasmückchen war gar zart gebaut, aber der junge Kuckuck hatte einen gewaltig großen Bauch, und schrie den ganzen